Fallbeispiele

B. war bereits in der dritten Klasse, aber zutiefst davon überzeugt, dass man nicht lesen lernen könne. Auch der Übertritt in die vierte Klasse, welcher in nicht allzu weiter Ferne lag, war eine grosse Bedrohung für B. Das Mädchen war ein ADHS-Kind und ständig in Bewegung. Es hatte eine wunderbare Phantasie und konnte mir genau erklären, dass der Schlüssel, um lesen lernen zu können, hinter einer Mauer läge, die zu hoch war, als dass sie überstiegen werden könnte und zu weit, als dass man hätte darum herum gehen können. Auch graben ging nicht. Der Schlüssel lag also in einer unerreichbaren anderen Welt. B. und ich arbeiteten hart, erlebten auch Niederlagen, aber nach einem Jahr las B. ihren Eltern einen ganzen Drei-???-Krimi vor. Wir hatten es geschafft!

K. war ein hochbegabter Schüler, der in der Primarschule nie lernen musste. In der Oberstufe wurde seine Lage aber zunehmend schwierig, da er nicht wusste, wie man sich auf eine Prüfung vorbereitet. K. schien seine Situation ausweglos und er glaubte nicht mehr an einen Erfolg. Dabei war doch das Gymnasium immer sein Ziel gewesen … Was tun? K. lernte bei mir in der Praxis wieder an sich selbst zu glauben – und er lernte lernen. Nach nur zwölf Settings war die Therapie abgeschlossen, denn K. hatte die Aufnahmeprüfung fürs Gymi bestanden!

Z. lernte überhaupt nicht gerne, sie gab schnell auf und sollte nun mit dieser Haltung die Oberstufe durchstehen. Ihr und den Eltern schien alles ziemlich aussichtslos. Wir machten zu zweit eine «Reise ins Gehirn», um zu erforschen, wo sich denn die Lernfreude versteckt hielt. Angesichts der hohen Intelligenz von Z. und ihrer Entdeckungsfreude entwickelte sie rasch Selbstvertrauen und schlug persönliche Lernwege ein. Nach sieben Settings hatte Z. es geschafft, und sie ging wieder mit voller Motivation zur Schule.

S. war Halbwaise und der noch lebende Elternteil Analphabet. S. war in der fünften Klasse, als er zu mir kam. Niemand glaubte, dass er jemals mehr als die Sek C erreichen würde. Es waren nur kleine Schrittchen, die wir pro Woche erarbeiten konnten. Manchmal waren es auch Rückschrittchen. Zwei vor, eines zurück. Aber S. war hartnäckig und sein Wille stark, so dass er nach zwei Jahren den Übertritt in die Sek B schaffte! Dort hielt sich S., bestand die Probezeit und gehörte bald zu den guten Sek. B-Schülern.